Endometriose ist eine rätselhafte Krankheit. Ihr Ursprung, ihre Entwicklung, ihre Symptome und ihre Folgen überraschen uns immer wieder.
Es gibt Kongresse, die sich speziell mit der Endometriose befassen und bei denen die Ursache diskutiert wird. Dabei sind sich meine Kollegen jedoch nicht einig. Ich denke, das liegt daran, dass jeder von ihnen Recht hat. Ich erkläre es euch:
Das Endometrium ist die innere Schicht der Gebärmutter, welche durch jeden Menstruationszyklus durch die Wirkung der Hormone in den Eierstöcken verdickt wird, um die Einnistung des Embryos vorzubereiten. Wenn kein Embryo sich einnistet, wird die Gebärmutterschleimhaut abgetrennt und gelangt nach auβen. Dies nennen wir Menstruation.
Wenn Endometriumgewebe an anderen Stellen vorhanden ist, verhält es sich genauso: Jeden Monat kommt es zu einer Blutung, die sich an dieser Stelle ansammelt und Endometrioseherde oder -zysten hervorruft. (Wenn diese Herde in der Muskelschicht der Gebärmutter, das Myometrium, sind, nennen wir es Adenomyose)
Warum ist dieses Gewebe nicht da, wo es hingehört?
Es könnte eine genetische Veranlagung sein. Im Jahr 2021 wurde veröffentlicht, dass Frauen, die eine Variante des NPSR1-Gens tragen, mit hoher Wahrscheinlichkeit Endometriose entwickeln. Deshalb ist es eine häufige Erkrankung bei Frauen einer gleichen Familie.
Es kann aber auch auf eine „retrograde Menstruation“ zurückzuführen sein: Wenn sich die Gebärmutter zusammenzieht, um die Menstruation auszustoβen, kann es vorkommen, dass sich Fragmente des Endometriums durch die Eileiteröffnungen nach oben bewegen. Diese Fragmente können dann in den Eileitern, im Bauchfell des Bauchraums oder in den Eierstöcken nisten.
Beide Ursachen sind nachweislich möglich.
Welche Konsequenzen kann das haben?
Da es sich um eine versteckte Krankheit handelt, treten nicht immer Symptome auf, weshalb diese Krankheit nur per Ultraschall, in der Regel als alte Blutzysten, zu erkennen ist.
Am häufigsten sind Menstruationsschmerzen und das mögliche Risiko der Unfruchtbarkeit. Wenn Sie Endometriose haben, beträgt das Unfruchtbarkeitsrisiko etwa 40%.
Womit wir auch schon beim Thema wären…!Wie kann Endometriose zu Sterilität führen?
Es wurde veröffentlicht, dass sie alle Arten von Schaden anrichten kann, aber meiner Meinung nach ist dies nicht wahr, also werde ich über meine Erfahrung sprechen:
Die bevorzugten Stellen des Endometriosegewebes sind die Eierstöcke und die Schicht, die das Innere des Beckens bedeckt. In den Eierstöcken treten bei jedem Menstruationszyklus Blutungen auf. Somit sammelt sich Blut an und es bilden sich Zysten, welche wachsen und die Reserve der sie umgebenden Follikel schädigen. Dies könnte die ovarielle Reserve der Frau verringern. In diesen Fällen kann das Anti-Müller-Hormon niedrig sein, ABER dies zeigt nur eine geringere Menge an: Endometriose beeinträchtigt nicht die Qualität der Eizellen!
Krankheitsherde in der Peritonealschicht können Verhärtungen im beweglichen Teil der Eileiter verursachen, dieser wird immobilisiert und verhindert, dass die Eizelle aufgenommen werden kann. Zudem sondern sie Stoffe ab, welche die Eizelle schädigen können, wenn sie den Eierstock während des Eisprungs verlässt.
Wenn Endometriose Sterilität verursacht, wird die IVF-Behandlung empfohlen. Diese Unfruchtbarkeit wirkt sich nicht auf die Einnistung von Embryonen aus weshalb hier die Behandlungsergebnisse besonders gut sind.
Bei einem schweren Krankheitsverlauf wird eine Operation empfohlen, um das Wachstum der Zysten zu stoppen. Wird dies jedoch nicht als notwendig eingestuft, bevorzugen wir, eine OP zu vermeiden, bis die Frau Kinder bekommen hat, da durch die Entfernung der Zysten ebenso gesundes Eierstockgewebe verloren geht und die Follikelreserve verringert wird.