Man muss zugeben, dass sich die Dinge in den letzten zwei Jahrzehnten gebessert haben und wir heut zu Tage eine Samenanalyse mit voller Natürlichkeit kommentieren können.
Vor vier Jahren hat die Ärztekammer Barcelona mitbekommen dass ein Patient versucht hatte mich anzugreifen, um genauer zu sein, mich aus dem Fenster zu schmeissen. Da sie sehr besorgt um die Handgreiflichkeiten an Ärzte sind, wurde ich aufgefordert den Patienten anzuzeigen.
Im Gerichtsverfahren sagte der Patient aus: “Euer Ehren, diese Ärztin wollte eine Hodenbiopsie an mir vornehmen.” Die Reaktion des Richters und des Staatsanwaltes die eine Mischung zwischen Überraschung, Schreck und Verwunderung war, könnte man als… amüsant bezeichnen.
Wenn die Reproduktionsspezialisten eine Biopsie der Gebärmutterschleimhhaut von der Patientin beantragen, wird einwandfrei verstanden, dass es sich wahrscheinlich um eine Probe zur Fruchtbarkeitsstudie handelt. Wenn wir aber eine Hodenbiopsie beantragen werden wir oft vom Mann gefragt, ob wir nicht lieber gleich zur „ Samenbank greifen sollten.“
Der Mythos, dass die Fruchtbarkeit Männersache und die Unfruchtbarkeit Frauensache ist, verschwindet nach und nach. Wahrscheinlich dauert der Wechsel genau so lange, wie andere alltägliche Situationen die Frauen in unserer Gesellschaft erleben.
Ich beziehe mich auf andere Kommentare wie z. B. wenn die Schwiegermütter und deren Freundinnen so was wie “wie trägt dieser Junge nur die Kragen der Hemden seit er verheiratet ist” oder “sie haben noch keine Kinder weil sie zu gerne ausgeht, reist, zum Sport geht, etwas egoistisch ist…” oder „sie haben noch keine Kinder weil sie zu lange gewartet hat und jetzt hat sie schon ein gewisses Alter“ sagen. Sowohl im gesellschaftlichen als auch im Bereich der Reproduktion haben wir Frauen noch nicht die Unschuldsvermutung gewonnen. Dieses steht noch offern: Dass nicht immer wir die Schuld haben, solange das Gegenteil nicht bewiesen ist.