Eizellen- und Samenspender

Heute möchte ich darüber sprechen, wie unser Team Eizellen- und Samenspender zuweisen.

Aber zuerst möchte ich Sie einladen, darüber nachzudenken, was Sie am meisten an einer Person mögen und was Sie am meisten an sich schätzen. Bitte schreiben Sie es auf, bevor Sie weiterlesen.

Wenn Sie fertig sind, werden Sie sehen, dass die Eigenschaften, die Sie beschrieben haben, in drei Kategorien strukturiert werden können: Charakter (Optimismus, die Bereitschaft, anderen zu helfen, Mitgefühl, Güte, Kraft, Kampfgeist, Engagement, etc.), Intellektuelle Fähigkeiten, (Intelligenz, schnelle Auffassungsgabe, etc.) und Aussehen (Schönheit, Stil, Eleganz, etc.)

Stellen Sie sich nun vor, dass Sie einen Eizellen- oder Samenspender benötigen, um Kinder zu bekommen. Wie sollte diese Person sein? Würden Sie das Gleiche wie so eben beantworten?

Was schätzen unser Patienten am meisten?

Diese Woche haben wir eine Umfrage analysiert, die wir mit Hunderten von Patienten aus unserem Zentrum durchgeführt haben. Wir baten sie, die Aspekte, die sie an einer Eizellen- oder einem Samenspender schätzen, der Bedeutung nach zu werten. 

Nun stellt sich heraus, dass die Patienten dem Aussehen ihrer Spender mit 51% der Fälle, die  größte Bedeutung geben, gefolgt vom Charakter – in 31% der Fälle – und dem kulturellen Niveau – in 16% der Fälle.

Die Antworten variieren nicht, wenn man die Nationalitäten der Patienten vergleicht, oder bei der Frage, ob es sich um eine Eizellen- oder einen Samenspender handelt.

Männer und Frauen antworten in gleicher Weise und es gibt keinen signifikanten Unterschied in den Antworten von Frauen ohne männlichen Partner mit einer Inseminationsbehandlung oder einer IVF-Behandlung  mit Spendersamen.

Sind Sie überrascht? Was denken Sie? Ich verstehe, dass dem Aussehen eine so große Bedeutung beigemessen wird, da die meisten Menschen glauben, dass dieses vererbt ist. Mal sehen, ob dies wirklich so ist.

Welche Merkmale erben wir und welche Merkmale werden nach der Geburt erworben?

Es stimmt, dass das Aussehen einer Person eine bedeutende, erbliche Komponente hat, jedoch ist die Genetik sehr launisch und sorgt für unendlich viele Kombinationen.

Die Größe, die Haar- und Augenfarbe, Gesichtszüge, usw. hängen von der  genetischen Vererbung ab, aber auch die Symmetrieanteile beider Gesichtshälften, die dafür sorgen, dass eine Person als schöner oder hässlicher empfunden wird.

Schauen Sie sich dieses Foto von Claudia Schiffer und ihrer Schwester an und Sie werden verstehen, wovon ich rede. 

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Das Aussehen wird auch von der Umgebung, die jedes Kind hat und hatte, beeinflusst. Die Art, sich zu bewegen, zu schauen, zu lachen, sprich die Gesten sind erlernt; das Kind imitiert die Menschen seiner Umgebung.

Darüber hinaus ist die Haltung sehr wichtig und dies hängt von der Persönlichkeit ab. Schauen Sie sich diese Bilder der amerikanischen Fotografin Gracie Hagen an; sie reflektieren, wie der gleiche Körper attraktiv oder nicht erscheinen kann, je nach Einstellung. 

Intellektuelle Fähigkeiten. Bis vor kurzem wurde aufgrund von IQ-Untersuchungen bei Kindern angenommen, dass 50% der Intelligenz geerbt wird. Mit dem Fortschritt der Forschungen zur genetischen Entwicklung (dabei wird die Wirkung von Genen während der Lebensdauer eines Menschen untersucht), wurde herausgefunden, dass der genetische Beitrag zur Intelligenz sich über die Jahre hin manifestiert und 80% im Erwachsenenalter erreicht.

Studien an eineiigen Zwillingen, die in verschiedenen Familien aufgewachsen sind, haben ein hohes Maß an intellektueller Übereinstimmung gezeigt, trotz der unterschiedlichen Umgebungen, in denen sie lebten.

Charakter, emotionale und soziale Intelligenz, sprich die Art zu fühlen, zu handeln, zu denken und mit anderen Personen in Beziehung zu treten.

Es hat schon immer Diskussionen darüber gegeben, wie viel von einem bestimmten Charakterzug angeboren oder erworben ist.

Die derzeitige Tendenz ist zu glauben, dass es einige Wesenszüge gibt, die genetisch festgelegt sind und andere, die durch die Umwelt beeinflusst werden und wieder andere, für die es eine biologische Veranlagung gibt, die sich jedoch nicht manifestieren oder nicht entsprechend dem familiären Umfeld, der Kultur der Gemeinschaft, der Bildung oder den Umständen.

Die fünf Persönlichkeitsmerkmale, die als angeboren betrachtet werden, sind:

  1. Der Grad der Introversion-Extraversion.
  2. Der Grad emotionaler Stabilität. Die Tendenz zur schlechten Laune, Depression, Angst, Wut,  etc. und dem  entgegengesetzten Pol der Affektkontrolle.
  3. Das Interesse an neuen Erfahrungen, Neugier, Phantasie, Kreativität.
  4. Der Grad für andere zu sorgen, Altruismus, Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen.
  5. Der Grad der Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein, die Fähigkeit, Regeln zu befolgen, Organisation, Gründlichkeit.

Zwillinge ähneln sich in Ihrem Charakter mehr als Geschwister und eineiige Zwillinge noch mehr, auch wenn sie an verschiedenen Orten aufgewachsen sind. Doch ab dem Moment der Geburt weisen auch eineiige Zwillinge Unterschiede im Charakter auf, da einige, individuelle Erfahrungen bereits während der Schwangerschaft erworben werden.

     

Angesichts dessen; wie wählen wir unsere Spender aus?

Was die körperlichen Merkmale betrifft, so kennen wir diese perfekt und studieren diese im Detail, entsprechend den Merkmalen der Patienten, die diese Keimzellen erhalten werden.

In Bezug auf den Intelligenzgrad; führen wir Informationskampagnen ausschließlich an Universitäten durch, nicht weil es obligatorisch ist (wenn uns eine Freundin einer Studentin kontaktiert, die nicht studiert, werden wir diese auch akzeptieren), sondern weil wir wissen, dass es dort mehr potentielle Kandidaten gibt, da wir wissen, dass Mädchen und Jungs, die spenden in der Regel über ein hohes Bildungsniveau verfügen (in weniger gebildeten Umgebungen wird die Spende nicht gut akzeptiert).

Und schließlich in Bezug auf den Charakter; unsere Psychologen führen ein Gespräch mit den Spendern und führen Tests durch, um mögliche Erkrankungen auszuschließen

Wir können nicht wissen, welchen Charakter sie haben, ob eine kontaktfreudig oder schüchtern ist oder viele andere Dinge, aber wir kennen ihre Gewohnheiten: wir wissen, dass sie alle sehr starke Wesenszüge des Engagements und emotionaler Stabilität aufweisen und viel Mut haben. Und anscheinend sind diese Eigenschaften vererbbar!

Für uns ist die Zuweisung der Spender ein Akt größter Bedeutung und wir erleben dies mit einem Gefühl der Verantwortung und Ehre, für das Vertrauen, dass die Patienten in uns setzen.

2 Bewertungen

  1. Hallo Frau Dr. Marisa López-Teijón! Vielen Dank für ihren gut verfassten Artikel! ich möchte vor allem eins anmerken was ihren letzten Punkt, ihre Conclusio qauasi betrifft „Angesichts dessen; wie wählen wir unsere Spender aus?“ !! Ich glaube letztlich wählen wir, trotz aller objektiven Kriterien immer noch nach ganz strengen Kriterien und vor allem aufgrund des optischen Erscheinungsbildes aus! Ich wäre sehr daran interessiert ob sich dies dann auch statishtisch belegen lassen würde 🙂 LG Renate

    • Dr. Marisa López-Teijón

      Liebe Renate,
      Vielen Dank für Ihre Teilnahme in unserem Blog. Die spanische Gesetzgebung erlaubt nur ein Matching des Phänotyps. Deswegen basiert die Auswahl unserer Spender auf Faktoren wie der Haarfarbe, der Augenfarbe und der Hautfarbe. Um eine objektive Entscheidung zu treffen, wird diese im Team vorgenommen.
      Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten.
      Liebe Grüße