Heute in meiner Sprechstunde war eine 37 jährige junge Frau, die mit Spendersamen schwanger werden wollte.
Ich habe in ihr eine so schöne Frau gesehen, und bevor ich mich versah, habe ich meine Gedanken laut ausgesprochen: „Also, wenn du keinen abbekommst, dann weiss ich auch nicht mehr…“
Lachend erklärte sie mir, dass sie einen Freund habe, der mit ihr zusammen lebe, der aber keine Kinder möchte (38 Jahre) und dass er gerade im Wartezimmer sei!!!!! Um sie zu begleiten!!!
Als ich den anderen Ärzten davon erzählte, sagten alle, dass sie auch schon einmal ähnliche Fälle gehabt hätten.
In den Sprechstunden sehen wir genau dies. Wir empfangen eine wachsende Zahl von alleinstehenden jungen Frauen, die nach einer Behandlung mit Spendersamen fragen, weil sie nicht den idealen Mann finden, mit dem sie gern ein Kind hätten, … sie wissen nicht einmal, ob sie diesen eines Tages finden werden. In jedem Fall wollen sie nicht davon abhängig sein.
Heutzutage, in unserer Gesellschaft, bedeutet es nicht, dass man mit dem Partner, den man liebt, auch ein Kind haben möchte. Und auf der anderen Seite muss der Wunsch, Mutter zuu werden, nicht mit der Suche nach einem Mann in Verbindung stehen.
Die Mutterschaft beginnt sich von der emotionalen Verbindlichkeit zu lösen, die Reproduktion löst sich von Partnerschaft und Sex, ein Kind zu haben beginnt in vielen Fällen mehr zu einem persönlichen Projekt, als zu einem Familienprojekt zu werden.
So sagt der Schriftsteller Jose Antonio Marina „Die Familie erwies sich als sehr stabil, als sie eine wirtschaftliche Institution und für das Überleben notwendig war. In armen Gesellschaften überleben Singles nicht. Wenn sich die wirtschaftliche Situation ändert, ändern sich auch die emotionalen Prioritäten. Man hat höhere Erwartungen und gleichzeitig ist es auch wahrscheinlicher, zu versagen”.
Die Frau glaubt, dass sie keinen Mann mehr an ihrer Seite benötigt, um ein erfülltes Leben zu haben, und so plant sie die Mutterschaft allein. Die Liebe zum Mann wird durch die Liebe zum Kind ersetzt.
Dies ist gesellschaftlich sehr akzeptiert. Nach einer INE-Umfrage verurteilen 92% der Frauen nicht diejenigen, die Nachwuchs ohne einen festen Partner haben. Und auch die Männer verurteilen dies nicht.